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Fahrzeuge von A bis Z
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MEYRA Restauration
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Ein fast vergessenes Fahrzeug
Im November 1997 habe ich ein Dreirad vor dem Verschrotten
gerettet. 10 Jahre stand dieses Gefährt draußen, in der
Salzluft der Nordsee. Nur Schrott. Wenn ich nur ein paar Minuten
später gekommen wäre …
Kurz entschlossen sagte ich: „Ich möchte das Gerät
haben!" Dafür musste ich dann auch noch einiges bezahlen.
Ein Anhänger musste her. Nach einer Stunde zog ich dann los.
Was hatte ich da bloß gekauft?
Zu Hause ausgeladen. Einige Teile waren durch den Transport
schon von selbst abgefallen. Zwei Embleme am Vorderbau der
Karosse waren noch dran: Krankenfahrzeugfabrik Meyra, Wilhelm
Meyer, Vlotho
In der geöffneten Tür, an der Karosse, war ein Typenschild
angebaut. Hersteller, Fahrgestellnummer und Baujahr 1957
waren noch zu erkennen. Das Fahrzeug wurde in der Garage
geparkt. Dort stand es diverse Jahre.
Mit der Hersteller Firma Meyra wurde Kontakt aufgenommen. Es gab
nicht mehr viele Unterlagen. Aus dem Archiv erhielt ich dann
doch noch einige Kopien über dieses Fahrzeug. Es war ein Motorwagen
56 mit einem Ilo Motor M 200 V3R, drei Vorwärtsgänge,
ein Rückwärtsgang. Mehr Informationen mussten her.
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Durch Zufall erfuhr ich von dem Vehikel Museum in Eppelheim, von Bert Grimmer. Mit ihm hatte ich im Dezember 2005 Kontakt
aufgenommen und auch sein Museum besichtigt. Eine tolle Sammlung von Kleinwagen. Jetzt
stand für mich fest: Diese Fahrzeug musste wieder zum Leben erweckt werden. Ich drohte
Herrn Grimmer, dass ich mich noch bestimmt diverse Male melden werde. Er wollte mir soweit
es geht helfen. Er hielt sein Versprechen.
Ab Dezember 2005 ging es los. Als erstes zum TÜV. Ich hatte hier einen sehr kompetenten Ansprechpartner.
Auch er wollte mir helfen, um an Daten und Informationen zu kommen. Er hielt Wort und wir
hatten über das kommende Jahr ständig einen guten Kontakt. In fast
800 Stunden wurde die
Meyra zerlegt, Teile besorgt, viele selber angefertigt, aber auch immer wieder auf Teilejagd.
Alle Oldtimerbörsen im Umkreis von 200 Kilometern wurden besucht. Das Internet wurde
auch ständig genutzt. Viele Teile wurden gekauft. Viele nette Leute dabei kennen gelernt.
Diverse Firmen haben mir weitergeholfen. Der Tacho musste komplett erneuert werden, ebenso der
Reflektor und alle Bremsen. Alles lief gut mit. Was mir davon lief, war die Zeit. Ich wollte
eigentlich zum Sommeranfang mit der Restaurierung fertig sein, wollte….
Ab Juli wurde mit der Montage zum Neuaufbau begonnen. Jeden Tag sah man den Fortschritt. Es machte richtig
Spaß. Selbst im Urlaub musste ich immer wieder an das Gefährt denken.
Anfang Oktober
2006 war alles fertig. Nun musste ich das Fahren lernen.
Da dieses Fahrzeug für Leute mit Beinbehinderungen gebaut worden war, wurde die gesamte
Fahrzeugsteuerung vom Lenker aus bedient. Kuppeln, Gas, Blinker rechts, schalten, bremsen,
Licht links. Alles gewöhnungsbedürftig. Auch unsere Nachbarn hatten es zu der Zeit nicht
leicht. Alle wurden vom Motorlärm und dem Nebel vom Zweitakter genervt.
Nach dem die Unterlagen vom Kraftfahrt Bundesamt gekommen waren, fuhr ich 18.10.06
zum TÜV, Neuabnahme. Der Sachverständige, Dipl. Ing. Herrn Harnisch, hatte die Aufgabe,
die Meyra zu prüfen. So ein Teil hatte er auch noch nicht gesehen. Wir beide hatten für zwei
Stunden Spaß und viel Unterhaltung bei der Abnahme. Ohne Mängel!!
Für mich stand jetzt fest: Die Meyra ist wieder am Leben. Am nächsten Tag ging es zur Zulassungsstelle, gleich
morgens. Das Kennzeichen wurde schnell angebaut und los gings in den Straßenverkehr. Das
Wetter machte mit. Sonnenschein, goldener Oktober. Über das, was ich dann unterwegs
erlebte, könnte ich allein ein Buch schreiben. Leute an Straßenrand winkten, LKW´s hupten
und alle schauten mir hinterher. Diverse Male musste ich anhalten, weil ein Foto gemacht werden
sollte. Mit so einem Fahrspaß hatte ich nicht gerechnet. Überall Staunen und Aufsehen.
Da das Wetter bis in den Dezember hinein gut war, wurde jede freie Zeit genutzt, mit der Meyra
zu fahren. Über die Wintermonate habe ich das Gefährt in einem Schaufenster geparkt, gut
und trocken. Es hat sich gelohnt, dieses Fahrzeug wieder aufzubauen.
Ich habe viele neue Freundschaften durch dieses Gerät gefunden und möchte hiermit allen Dank sagen, die mir
geholfen haben. Was ich noch immer suche, sind Teile, Prospekte von damals und Infos über
diese Fahrzeuge. Vielleicht kann ja der Eine oder Andere weiterhelfen. Ich bin natürlich auch
dabei, wenn es um eine Restaurierung einer Meyra geht.
Dietmar Pauw
dietmar.pauw [at] t-online.de
Tel. 0 41 71 / 26 59
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Meyra Motorwagen vor der Restauration |
Meyra Motorwagen nach der Restauration |
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